Gießener überstehen die härteste Regatta der Welt


Eine Renngemeinschaft um den Gießen-Achter stellte sich am vergangenen Wochenende einer der wohl härtesten Herausforderung, die der Rudersport zu bieten hatte: Dem Red Bull XRow 2012. 
 
„Von Zug nach Luzern rudern, das geht doch gar nicht“, mit Schweizer Dialekt und ungläubigen Blicken staunten viele Zuschauer nicht schlecht, als man ihnen erklärte, was es mit dem XRow auf sich hatte.

Aber es geht doch: Von Zug ging es 26 Kilometer nach Luzern. Das Problem: Zug liegt am Zugersee, Lzuern am Vierwaldstättersee. Der XRow ist die einzige Regatta, bei der Start und Ziel nicht im gleichen Gewässer liegen. Wie das geht? 10 Kilometer Rudern, 4,5 Kilometer Boot tragen, 6 Kilometer Rudern, 3 Kilometer tragen, 3 Kilometer Rudern, Boot aus dem Wasser heben und durchs zielen rennen. 

 Start der 17 Teams auf dem Zugersee
  
Vor einem malierischen Alpenpanorama in Zug wurden die 17 internationalen Teams auf ihre erste Etappe geschickt. Im Etappenziel in Immensee angekommen, war die Stimmung noch gut. Hier konnten die Sportler noch einmal durchatmen. Doch dann mussten sie die gut 100 Kilo schweren Boote und 8 Riemen schultern und im Laufschritt nach Küssnacht aufbrechen.

Für die Ruderer, die als Wassersportler eher flache Wettkampfstrecken gewohnt sind, ging es ungewohnt steil Berg auf. Die Mannschaft des  Gießener Boots legte direkt zu Beginn der Laufstrecke zu einem Spurt an und konnte dabei Plätze gut machen.

 Nur eine gute Minute nach starken Teams wie die Frankfurter Germania waren die Gießener in Küssnacht im Wasser. Leider nicht alle. Die Steuerfrau und 4 Riemen waren spurlos verschwunden. Annabella Beyer wurde auf dem Weg vom Boot eines anderen Teams unsanft touchiert und samt Riemen und Verpflegung eine Böschung hinab geworfen und musste abgeschlagen hinterher rennen. Doch Zeit, sich von dem unsanften Ausflug zu erholen gab es nicht, galt es doch den erst errannten und nun verlorenen Vorsprung wieder aufzuholen.

Auch auf der zweiten Laufetappe hatten die Veranstalter einen Abstecher in die Alpen eingeplant. Steile Anstiege bis hoch über den Vierwaldstättersee, enge Kurven und schmale Pfade. Alles was einen Wanderer an den Alpen freut, brachte die Ruderer hart an ihre Grenzen. Mit schmerzverzerrten Gesichtern, blauen Flecken und Schrammen kamen die Teams in Wartenfluh an und wasserten ein letztes Mal ein.
 Die Kapellenbrücke in Luzern

Anspruchsvoll wurde es noch einmal für die Steuerfrau, das Boot durch die schmale Durchfahrt unter der historischen Kapellenbrücke in Luzern hindurch zu manövrieren. Danach ein letzter Spurt bis zum Steg vor der Jesuitenkirche. 


Erschöpft, ausgezehrt und vollkommen fertig stemmten die 8 Sportler und ihre Steuerfrau ein letztes Mal ihr Boot hoch, rannten durchs Ziel, legten ihren Achter ab und sich selbst direkt daneben. Nach 2 Stunden und 30 Minuten hatten Fabian Kröber , Johannes Birkhan, Uli Köhler, Marcel Jürgens-Wichmann (alle Gießen-Achter), Patrick Konrad (Germania Düsseldorf), Nico Merget, Maximilian Fränkel (beide Offenbacher Undine), Markus Hollubarsch (Münchner RV) und Steuerfrau Annabelle Beyer (ebenfalls Gießen-Achter) den XRow 2012 überstanden.
         
Nachdem im Ziel die „Nie-wieder“-Rufe noch überwiegt hatten, gab es auf die Frage ihres Teammanager Eric Baumann später für das ganze Team nur ein Antwort: „2013 sind wir wieder mit dabei!“